RAI-Nursing Home (RAI-NH)
Produktbeschrieb
Im Zentrum des RAI-NH-Systems steht ein pflegerisch-geriatrisches Assessment, das MDS (Minimum Data Set). Dieses hilft den in der Pflege und Betreuung Tätigen, eine differenzierte Einschätzung vorhandener Ressourcen und bestehender Beeinträchtigungen der Bewohner vorzunehmen und, darauf aufbauend, die erforderliche Pflege und Betreuung bedarfsgerecht zu planen.
Seine Anwendung ermöglicht eine systematische Qualitätsförderung im Kernprozess Pflege, welche den Anforderungen des KVG (Gesetz über die Krankenversicherung) genügt. Das Modul „Tarife/Finanzierung" erlaubt die Bildung von Pflegeaufwandgruppen (RUGs = Ressource Utilization Groups) für die Tarifierung.
Das MDS möchte die in der Pflege und Betreuung Tätigen durch ein systematisches Vor-gehen in der Beachtung der pflege- und alltagsrelevanten Faktoren unterstützen. Die Verwendung des übersichtlich strukturierten MDS schärft die Beobachtungs- und die Beurteilungsfähigkeit und stellt sicher, dass alles Notwendige beachtet wurde. Fokus beim RAI-NH ist die Sicherung der Lebensqualität der betagten Menschen in Alten- und Pflegeheimen.
Das Assessment wird erstmals beim Heimeintritt mit dem MDS-Formular „Erstbeurteilung“ erhoben. Weitere Assessments erfolgen jeweils im Abstand von sechs Monaten: Das MDS-Formular „Gesamtbeurteilung“ wird in zwölf Monaten einmal ausgefüllt, dazwischen kommt ein reduziertes Formular „Halbjährliche Zwischenbeurteilung“ zur Anwendung. Ver-ändert sich der Zustand des Bewohners signifikant, ist ein neues vollständiges Assessment durchzuführen (sog. Signifikante Statusveränderung).
Mit der Revision der Krankenpflegeleistungsverordnung (KLV) ist es auch möglich, das RAI-NH-Assessment alle neun Monate mit einer «Gesamtbeurteilung» durchzuführen.
Für Gäste, die nur wenige Tage oder Wochen für einen Ferienaufenthalt in einem Heim sind, z.B. um die Angehörigen zuhause zu entlasten oder für Kureinrichtungen wurde das Formular «Kurz- und Kuraufenthalte» auf Basis des MDS entwickelt.
Für jeden einzelnen Bewohner werden mit Hilfe der Software RAsoft die im MDS enthaltenen Auslösepunkte (Triggerpunkte) zu 20 Problembereichen, die gemäss Studien und Forschung in der Geriatrie die Schwerpunktprobleme bei betagten Menschen sind, in einer Abklärungszusammenfassung zurückgemeldet. Zusammen mit den Resultaten des MDS (aktuelles Kompetenzprofil = vorhandene Ressourcen und vorhandene Abhängigkeiten) bildet die Abklärungszusammenfassung die Grundlage für die Umsetzung im Pflegeprozess.
Die Pflegeaufwandgruppen (RUGs) sind konzeptuell mit den DRG (Diagnosis Related Groups) im Akutbereich zu vergleichen. Im MDS wird der Zustand der Bewohner sowie erbrachte Leistungen dokumentiert. Aufgrund dieser retrospektiven Daten werden die Bewohner automatisch durch die RAI-Software einer Pflegeaufwandgruppe zugeteilt. Dabei werden vor allem die Kriterien berücksichtigt, die sich im Rahmen der Pflegeaufwandgruppenentwicklung als besonders aufwandrelevant erwiesen haben und für die eine hohe Reliabilität in der Kodierung belegt ist.
Jeder Pflegeaufwandgruppe ist ein Pflegeindex hinterlegt, welcher dem mittleren zeitlichen Pflegeaufwand der jeweiligen Pflegeaufwandgruppe entspricht. Dieser Wert wurde in umfassenden internationalen und nationalen Zeitstudien ermittelt (Fries et al. 1994; Bartelt et al. 2004 und 2016). Damit wird, quasi als Nebeneffekt, auch der ökonomische Anteil abgebildet und es erübrigen sich weitere Erhebungen. Die Verknüpfung zwischen dem Assessment und dem Finanzierungsteil ist einer der genialen Schritte des RAI.
Mit Hilfe der MDS-Daten werden verschiedene Qualitätsindikatoren gebildet, z.B. Prävalenz von Stürzen, Prävalenz von Bewohnern mit neun oder mehr Medikamenten, Prävalenz von Druckulzera etc. Diese Indikatoren erlauben datengestützte Vergleiche im Verlauf der Zeit und Quervergleiche zwischen Heimen (Benchmarking), und sie führen im Rahmen eines kontinuierlichen Qualitätsförderungsprozesses zu spür- und sichtbaren Verbesserungen für die pflegebedürftigen Heimbewohner.
Da den einzelnen Pflegeaufwandgruppen-Zeitwerte hinterlegt sind, welche in Rahmen von Zeitstudien ermittelt und validiert wurden, können diese Grundlagen auch für das Ressourcenmanagement, insbesondere für Stellenplanberechnungen verwendet werden. Aufgrund von systematischen Erhebungen in verschiedenen Kantonen können aus den Pflegeindizes in Relation zu den effektiven Stellenplänen der Heime zuverlässige Richtwerte für die Personaldotation abgeleitet werden. Als wichtiger Basiswert für die Stellenberechnung dient die Grösse „RUG-Punkte pro Stelle Pflege- und Betreuung". Die RUG-Punkte geben die Pflegeintensität wieder und können deshalb als Mass für die erbrachte Leistung verwendet werden.
Auf Basis des RAI-NH für die Pflegebedarfserfassung von Bewohner/-innen im Alters- und Pflegeheim wurde ein Assessment für Heime oder eigenständige Institutionen entwickelt, die eine Tagesstätte betreiben oder für die Nacht betagte Menschen aufnehmen:
das RAI-D/N. Diese Abkürzung steht für „Resident Assessment Instrument für Tages oder Nachtpflege“. Die beiden Buchstaben D/N stehen für die englischen Wörter „Day/Night“. Das RAI-D/N ist ein eigens für die Schweiz im Jahr 2015 entwickeltes Finanzierungs- und Dokumentationsmodell. Es ist nicht Teil der interRAI – Instrumente, bleibt aber auch nach Einführung des interRAI anerkannt und kann weiterhin in die Praxis umgesetzt werden.
Die Vorteile von RAI-NH
- Systematische und strukturierte Erfassung des individuellen Pflege- und Betreuungsbedarfs der Bewohnenden
- Fokussierung auf die erbrachten Leistungen und den Zustand der Bewohnenden
- Keine Notwendigkeit der Abrechnung von Einzelleistungen durch das Pauschalsystem der Pflegeaufwandgruppen
- Datensammlung für die Beurteilung der Qualität von Pflege und Betreuung anhand von RAI-NH-Qualitätsindikatoren
- Auswertung der MDS-Erfassung in Form einer Abklärungszusammenfassung, welche Hinweise auf die Schwerpunktsetzung für die individuelle Pflegeplanung gibt
- Möglichkeit der Nutzung eines Stellenplanungstools für den Pflege- und Betreuungsbereich
Der Nutzen für Ihre Institution
- Praxisorientierte Umsetzung der Ablauforganisation einer MDS-Erfassung
- Internationales Instrument mit Schweizer Anpassungen. Somit ist auch der Link zu internationalen Qualitätsstandards in Pflege und Betreuung gegeben
- Optimale Resultate hinsichtlich Qualität, Finanzierung und Stellenplanung, die sich aus den MDS-Erfassungen generieren lassen
- Klare Regeln und Vorgaben, wenig Interpretationsspielraum
- Klar definierte Anwenderrollen für die Umsetzung im Heim
- Praxisorientierte Schulungen mit einer individuellen Begleitung bei einer Einführung oder Umstellung auf das RAI-NH
- Anwendung auch bei Spezifizierungen möglich wie Tages- oder Nachtstrukturen oder Spitin / betreutes Wohnen